Man kann was machen – ein Hilfskonvoi für die Ukraine
Halle, 21.03.2022: Als am 24. Februar der Krieg in der Ukraine begann, verfolgte Mario Bialek, wie so viele andere, das Geschehen vom heimischen Fernseher aus.
„Das hat sich keiner vorgestellt, im Jahr 2022 ein Angriffskrieg mitten in Europa“, sagt er. Und dann war da das Telefonat mit seinen Bekannten. Ein kasachisch-ukrainisches Ehepaar, das sich in dem vom Krieg heimgesuchten Land auskennt. Dieses Gespräch hat etwas ausgelöst. Ihm wurde bewusst, wie nahe uns die Ukraine ist. Lediglich zwei Ländergrenzen trennen uns von dem Land im Osten Europas. Gleichzeitig keimte die Idee auf, dass er selbst etwas machen kann, um Menschen im Kriegsgebiet zu helfen.
„Wir sitzen hier in einer sehr privilegierten Situation, können bequem von der Couch aus entscheiden, ob uns das was angeht oder nicht – und zwei Ländergrenzen weiter wird den Menschen das Zuhause weggeschossen. Das ist quasi unsere europäische Nachbarschaft“, sagt er.
Er tauschte sich mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadt Merseburg und dem Verein Impuls e.V. aus. Schnell entwickelten sie eine Strategie. „Wir sammeln Spenden, wir bringen sie hin und wir verwenden dafür Fahrzeuge mit Sitzplätzen, um auf der Rückfahrt flüchtende Menschen mitzunehmen“, umreißt Mario Bialek das Ergebnis der ersten Gespräche.
Die Spendensammlung startet
Die Merseburger zeigten sich sofort spendenbereit. Teilweise hielten in den nächsten Tagen Fahrzeuge im Minutentakt vor dem Merseburger Nachbarschaftszentrum um Spenden abzugeben. Mal waren es kleine Mengen, mal ganze Transporter voll. Oft auch liebevoll verpackt und beschriftet.
Innerhalb weniger Tage kamen so viele Spenden zusammen, dass sich eine Fahrt in Richtung Ukraine lohnte. Als Ziel für ihre Aktion wählte das Team aus ehrenamtlichen Unterstützerinnen und Unterstützern bewusst die rumänisch-ukrainische Grenze aus. In Polen sei die Hilfe für die Ukraine vergleichsweise gut organisiert, war mehrfach zu hören. Menschen aus der Ukraine können kostenlos mit dem Zug durch Polen fahren. In Rumänien ist das jedoch nicht möglich.
Die Fahrt ins Grenzgebiet
Gegen Mittag des 7. März waren die Kleinbusse wohlbehalten in Merseburg zurück. Der Reisebus traf wegen einer mehr als zwanzigstündigen Wartezeit an der rumänisch-ungarischen Grenze erst am darauffolgenden Tag ein. Insgesamt konnten damit 102 Menschen nach Merseburg gebracht werden. Parallel dazu hatten sich ehrenamtlich Engagierte das ganze Wochenende erfolgreich darum bemüht, private Unterkünfte zu organisieren, um alle Flüchtenden unterzubringen. Die meisten von ihnen sind dann in den nächsten Tagen zu Freunden und Verwanden in anderen Städten und Ländern weitergereist.
Derzeit werden in Merseburg weiter Sachspenden gesammelt und es fahren auch weiter Konvois in die Grenzregion, um die Spenden abzuliefern.
Netzwerken und mitmachen
„Man kann was machen. Gemeinsam was organisieren, netzwerken und fahren, das sind keine riesen Hürden“, sagt Mario Bialek mit Blick auf das bisher Erreichte und ergänzt: „Sehr viel größere Last tragen grad unzählige Menschen aus der Ukraine, die Krieg erleben und ihren Kindern erklären müssen, warum das eigene Zuhause zerstört ist.“
Wer sich beteiligen oder ebenfalls einen Hilfskonvoi starten möchte, sollte das nicht ohne Kontakte direkt vor Ort tun. Bevor die Reise Richtung ukrainische Grenze also losgeht, empfiehlt es sich, mit Hilfsorganisationen aus der Region Kontakt aufzunehmen. Hier erhält man wertvolle Tipps und Kontakte zu Ansprechpartnern vor Ort.