Offener Brief: Wir dürfen unsere Kinder und Jugendlichen jetzt nicht zu Bildungsverlierern machen

Der AWO Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. hat sich in einem offenen Brief an die Bildungsministerin des Landes, Eva Feußner, gewandt. Darin geht es um Lösungsansätze für den Konflikt von Gesundheitsschutz und Bildungsteilhabe angesichts der Coronapandemie.

Im Brief heißt es unter anderem:

„Wir dürfen unsere Kinder und Jugendlichen jetzt nicht zu Bildungsverlierern machen! Um beides, Gesundheitsschutz und Bildungsteilhabe sicherzustellen, müssen nun umgehend die erforderlichen Schritte umgesetzt werden.

Die AWO Verbände in Sachsen-Anhalt fordern deshalb:

  • Neben der Aussetzung der Präsenzpflicht für Kinder/Familien mit erhöhten Risiken müssen weitergehende Möglichkeiten der Beschulung in kleineren Kohorten zur Reduzierung des Infektionsrisikos zeitnah umgesetzt werden.
  • Lernangebote der Schulen (Distanzunterricht/ Homeschooling) für Schüler*innen in Quarantäne bzw. für diejenigen, die das Angebot der Aussetzung der Präsenzpflicht angenommen haben. Schüler*innen und Eltern dürfen nicht alleine gelassen werden.
  • Konzepte für Distanzunterricht/Homeschooling müssen jetzt umgesetzt werden. Für alle Schulen muss es nach 2 Jahren Pandemie konkrete, einheitliche Unterstützungs-, Umsetzungs- und Fortbildungsvorgaben geben.
  • Für Schüler*innen müssen psychosoziale Unterstützungsangebote (Schulsozialarbeiter*innen/Schulpsycholog*innen) verstärkt vorgehalten werden. Kinder und Jugendliche sind von der aktuellen Situation psychisch stark belastet, das zeigt die steigende und kaum zu deckende Nachfrage an psychologischen und psychiatrischen Angeboten. So hat sich laut dem Arztreport der BARMER vom April! 2021 die Zahl der Jugendlichen, die psychotherapeutische Angebote in Anspruch nehmen, innerhalb der letzten 11 Jahre bereits 2019 verdreifacht. Die Corona Pandemie verschärft diese Situation weiterhin extrem, wie bereits im 1. Halbjahr 2020 deutlich wurde. Es braucht gute multiprofessionelle Konzepte an allen Schulen, die die psycho-sozialen Folgen der Pandemie für die Kinder und Jugendlichen dauerhaft abmildern und deren Resilienz stärken. Dafür müssen schnell Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Insbesondere muss die Schulsozialarbeit langfristig an allen Schulen gesichert werden. Für die hierfür erforderliche Fachkräftegewinnung und –bindung braucht es endlich langfristige Perspektiven.
  • Lernrückstände müssen aufholbar sein: dazu braucht es an allen Schulen konkrete Unterstützungsangebote, diese müssen an die Schüler*innen und deren Eltern fortlaufend niedrigschwellig kommuniziert werden.
  • Lehrpläne müssen an die aktuelle Lage angepasst werden. Es müssen Prioritäten gesetzt und Zeit für Schließen von Rückständen eingeplant werden.
    Ein Unterricht „as usual“ ist aktuell nicht möglich: Zu viele Schüler*innen befinden sich in häuslicher Isolation, Quarantäne oder können aufgrund von Erkältungssymptomatik nicht zur Schule kommen.
  • Der Leistungsdruck auf die Schüler*innen im Sinne des schnellen „Notensammelns“ darf gerade jetzt nicht noch erhöht werden. Kinder und Jugendliche brauchen echte Freizeit um diese belastende Zeit zu überstehen.
  • Das anrechnungsfreie Wiederholen des Schuljahres muss bis zum Schuljahr 2022/2023 verlängert werden (§ 16a Versetzungsordnung LSA).
  • Eltern müssen über bestehende Gremien wie den Landeselternrat bei der Entwicklung von gebotenen Konzepten zur Sicherstellung von Bildungsteilhabe in der Pandemie eingebunden werden.
  • Wie ist der Stand zur Ausstattung der Schulen mit CO2- Ampeln und Luftfiltern? Die Ausstattung der Schulen mit CO2- Ampeln und Luftfiltern muss seitens des Landes JETZT verstärkt unterstützt und vorangetrieben werden, es braucht unbürokratische und schnelle Verfahren sowie eine konkrete Abrufunterstützung, wenn schon auf die zentrale Beschaffung seitens des Landes mit dem Argument der Ausschreibungsdauer verzichtet wurde.“

Den vollständigen Wortlaut des Briefes lesen Sie hier: https://www.awo-sachsenanhalt.de/aktuelles/offener-brief