Informationsoffensive Pflege: Dr. Petra Sitte zu Besuch im Seniorenheim „Haus Silberhöhe“

In der Informationsoffensive Pflege der AWO in Sachsen-Anhalt trifft Politik auf Pflege. Im Rahmen der Initiative besuchte am 14. November 2022 Dr. Petra Sitte, Mitglied des Bundestags für DIE LINKE, das AWO Seniorenheim „Haus Silberhöhe“ in der Querfurter Straße 13 in Halle.

Eingeladen hatte die Geschäftsführung und der Vorstand der AWO Halle-Merseburg. Die AWO als Betreiberin von insgesamt vier Seniorenheimen in Halle (Saale) steht derzeit vor einem immer größer werdenden Problem. Es handelt sich um die seit Jahren wachsenden Eigenanteile der Pflegebedürftigen an den Kosten für einen Platz im Seniorenheim. Eine durchschnittliche Rente reicht längst nicht mehr aus, um sich einen Pflegeheimplatz leisten zu können.

Dr. Gaby Hayne, Geschäftsführerin der AWO Halle-Merseburg, berichtet, dass ein Pflegeheimplatz im Jahr 2019 im „Haus Silberhöhe“ noch 1.425 Euro im Monat kostete. Im Jahr 2022 stiegen die Kosten auf derzeit 2.020 Euro. In anderen halleschen AWO-Seniorenheimen werden bis zu 2.600 Euro monatlich fällig. Diese Steigerungen kamen insbesondere durch die Anpassung der Gehälter der Pflegekräfte ans Tarifsystem zustande. Durch die steigenden Energiekosten stehen in absehbarer Zeit weitere Kostenerhöhungen für die Bewohnerinnen und Bewohner der Seniorenheime an.

Pflegebedürftigen, die sich aufgrund der Kostensteigerung von ihrer Rente keinen Heimplatz leisten können, bleibt letztlich nur der Weg zum Sozialamt, um über die Sozialhilfe den Heimplatz zu finanzieren.

In der von Jens Spahn auf den Weg gebrachten Pflegereform sieht Dr. Gaby Hayne nicht die Lösung des immer größer werdenden Problems. Nach ihrer Einschätzung brauchen Pflegebedürftige fixe Kosten, an denen sie sich orientieren können, aber keine Kosten, die sich jedes Jahr aufgrund verschiedener Entwicklungen um mehrere hundert Euro monatlich erhöhen.

Marcel Dörrer, Vorstandsmitglied der AWO Halle-Merseburg, mahnt an, dass sich die Politik nicht nur auf die durch Corona verursachten Probleme konzentrieren darf. Auch die Finanzierung der Pflege muss im Blick bleiben. Er beobachtet derzeit eine Verschiebung der Pflegeversicherungsleistung in Richtung der Sozialsysteme.

Dr. Petra Sitte erinnert sich noch lebhaft an sorgenvolle Anrufe von Angehörigen pflegebedürftiger Menschen, als die ersten Erhöhungen der Eigenanteile im Raum standen. Sie hält die aktuelle Entwicklung für eine Katastrophe. Als Ausweg sieht sie, dass die derzeitige Pflegeversicherung in eine Vollversicherung umgewandelt werden muss, um später bei Pflegebedürftigkeit die Menschen vor hohen Zuzahlungen zu bewahren. Im Moment würde sich gegen ein solches Modell vor allem die Wirtschaft sperren, denn eine Vollversicherung müsste paritätisch ausgerichtet sein. Dass sich jedoch während der aktuellen Legislaturperiode an den jetzigen Zuständen etwas ändern wird, da ist sie pessimistisch.

Leiterin Jutta Cuber erläutert Dr. Petra Sitte den Kneipp-Bereich im Haus

Führung durch das Seniorenheim  

Ein weiteres Thema, das derzeit die Pflege belastet, ist der Fachkräftemangel. Jutta Cuber, Leiterin im Seniorenheim „Haus Silberhöhe“ berichtet, dass es in der Einrichtung derzeit nur zwei Auszubildende gibt, die bald ihre Ausbildung abschließen. Nur eine davon möchte später im Seniorenheim arbeiten. Nachwuchs ist noch nicht in Sicht. Üblich waren in den vergangenen Jahren bis zu sieben Auszubildende im Haus. Dieser deutliche Knick bei der Anzahl der Auszubildenden entstand mit der generalistischen Pflegeausbildung, die auch die Krankenpflege einschließt. Das hat dazu geführt, dass sich immer weniger Auszubildende für die Altenpflege entscheiden.

Auch die Abwerbung von Pflegekräften durch Zeitarbeitsfirmen mit Beschäftigungsversprechen, die an Bedürfnissen der zu Pflegenden in den Einrichtungen vorbeigehen, wurde angesprochen. Dies verschärft die Situation zusätzlich. Auch hier sieht Dr. Petra Sitte politischen Handlungsbedarf bezüglich der Personalbemessung.

Im Zuge der Kampagne führt Dr. Petra Sitte auch Gespräche in AWO-Pflegeeinrichtungen in Sangerhausen und Quedlinburg.

Derzeit leben im AWO Seniorenheim „Haus Silberhöhe“ 105 Pflegebedürftige aller Pflegestufen. Zehn Kurzzeitpflegeplötze ergänzen das Angebot. Zum Seniorenheim gehört auch eine hauseigene Wäscherei und eine hauseigene Küche, die auch die anderen AWO-Seniorenheime in Halle beliefert. Das Seniorenheim „Haus Silberhöhe“ ist zudem nach Kneipp zertifiziert.

Die AWO Halle-Merseburg bei der Übergabe der Empfehlungen an Dr. Petra Sitte für eine Pflegereform (v.l.: Jutta Cuber, Leiterin Seniorenheim „Haus Silberhöhe“, Dr. Gaby Hayne, Geschäftsführerin AWO Regionalverband Halle-Merseburg e.V., Dr. Petra Sitte, Mitglied des Bundestages für DIE LINKE, Marcel Dörrer, stellvertretender Vorsitzender Vorstand AWO Regionalverband Halle-Merseburg e.V.)