AWO fordert: Impfpflicht, die sich auf einzelne Berufsgruppen reduziert, darf es nicht geben

AWO fordert: Eine Impfpflicht, die sich auf einzelne Berufsgruppen reduziert, darf es nicht geben. Wir dürfen uns unserer gemeinsamen Verantwortung nicht unsolidarisch entledigen

Die Vorsitzende des Präsidiums der AWO in Sachsen-Anhalt, Barbara Höckmann, appelliert:

„Der Schutz der von uns in unseren sozialen Einrichtungen und Diensten betreuten Menschen hat für uns immer oberste Priorität. Die Bewältigung der Corona-Pandemie ist jedoch eine solidarische Gemeinschaftsaufgabe aller. Sie kann nicht allein dem Staat oder in Bezug auf die aktuelle Diskussion um eine Impfpflicht den ohnehin bereits dramatisch belasteten Beschäftigten des Gesundheits- und Sozialwesens angelastet werden. Alle, bei denen gesundheitsbedingte Gründe nicht dagegensprechen, sollten sich deshalb impfen lassen. Dies dient der individuellen Senkung der Risiken und Folgen einer Corona-Infektion und reduziert gleichzeitig die Risiken für die Menschen in unserem Umfeld.

Seit Wochen nun schießen die Infektionszahlen wieder nach oben und täglich werden neue Inzidenzrekorde gebrochen. Trotz aller wissenschaftlichen Argumente und Aufklärungskampagnen verweigern sich in Deutschland ca.15 Mio. Menschen hartnäckig einer Impfung. In der aktuell eskalierenden Corona-Situation muss man die Frage stellen, ob zwei Pikser für jeden Menschen nicht zumutbar sind, wenn ein Impfstoff Leben retten kann, aber das Virus Menschen tötet.“

Das Impfangebot ist seit vielen Monaten vorhanden. Die Impfquoten im Gesundheits- und Sozialwesen sind die höchsten. Unsere Beschäftigten waren die ersten, die sich in großer Verantwortung gegenüber den ihnen anvertrauten Menschen für eine Impfung entschieden haben. Wir kritisieren scharf, dass die Diskussion um die Impfpflicht sich nur auf diejenigen Berufsgruppen im Gesundheits- und Sozialwesen reduziert, die in der Pandemie bis zur Erschöpfung ihre Dienste erbracht haben. Sich genau diese von der Pandemie besonders belastete Berufsgruppen auszusuchen, um eine begrenzte Impfpflicht durchzusetzen, die man sich nicht traut der Gesamtbevölkerung zuzumuten, ist politisch unsensibel. Zumal gerade für diese Berufsgruppen bisher nur mehr als unzureichende Verbesserungen der Arbeitssituation von politischer Seite in Angriff genommen wurden.

Dass unser Pflege- und Betreuungspersonal als Querschnitt der Bevölkerung nunmehr gesellschaftlich in der Kritik steht, nicht mit einer 100 % Impfquote aufzuwarten, grenzt an Ignoranz. Es spiegelt den Egoismus wider, mit denen viele Unbelehrbare das Wohl der Gesellschaft und damit ihr eigenes mit dem Verweis auf die individuelle Freiheit auf andere abwälzen wollen. Die individuelle Freiheit endet dort, wo andere gefährdet werden. Natürlich ist es ein Eingriff in die körperliche Integrität eines Menschen, wenn er sich nicht impfen lassen will. Allerdings besteht auch die reale Gefahr, dass ein Ungeimpfter die Integrität anderer verletzt.

Barbara Höckmann unterstreicht: „Wir dürfen es nicht zulassen, dass sich die Gesamtgesellschaft ihrer gemeinsamen Pflicht auf diese unsolidarische Art entledigt. Eine Impfpflicht, wenn man diese wirklich will, muss deshalb für alle gelten, bei denen gesundheitlich nichts entgegensteht und für die eine Impfempfehlung gilt. Gemeinsam für eine solidarische und gerechte Gesellschaft einzustehen, ist der Grundsatz der Arbeiterwohlfahrt seit ihrer Gründung. Deshalb kann auch der Ausweg aus dieser für alle so unendlich belastenden und elenden Pandemie nur gemeinsam gelingen.“