Daniel Kutschera bringt mit Fußball Freude in den Hort „Am Kirchteich“

Wie ein Sturmwind bricht die Energie los. Nach einem Tag in der Schule und erledigten Hausaufgaben haben auch die meisten kleinen Besucher des Hortes „Am Kirchteich“ nur ein Ziel: den Garten. Besonders die Jungs sammeln sich eilig auf dem Fußballfeld, powern sich aus, wollen laufen, spielen und Tore schießen. Doch nicht selten kommt es dabei schon zu den ersten Zusammenstößen. Hier ein gestelltes Bein, dort ein verpatzter Schuss, ein Wort gibt das andere, Gefühle schwappen über, es entsteht eine Rangelei, bis Tränen fließen. Das ist ein gewohntes Bild im Alltag, der Kindern und ErzieherInnen Geduld und Kraft abverlangt. Aber auch der Jubel gehört hier mittlerweile zum guten Ton, wenn Daniel Kutschera vom Sportverein Eintracht 90 Teutschenthal mit seinen Kollegen zur Tür hereinkommt. Dann heißt es: Das Training beginnt!

Für den Verkäufer im Hauptberuf, der in seiner Freizeit im Vorstand des Vereins als Jugendleiter arbeitet, geht es dabei auch um das, was für ihn einen Trainer ausmacht: „Er muss 24 Stunden für seine Mannschaft da sein“, erklärt er im Gespräch. „Wenn mich ein Elternteil privat anruft, bin ich für den Spieler und seine Familie da. Das unterscheidet mich von anderen, für die es erledigt ist, wenn sie den Sportplatz verlassen. Ich hole die Kinder selbst von zuhause ab, wenn die Eltern es nicht schaffen, sie zum Training zu fahren.“ Warum er neben den Spielern des Vereins auch noch die Kinder des Hortes trainiert? „Für die Spielergewinnung und die Präsentation des Vereins. Das ist für mich maßgebend. Selbst wenn man keine neuen Spieler gewinnt, präsentiert man dadurch den Verein positiv: Dass sich was bewegt und dass der Verein interessiert ist, den Kindern etwas beizubringen.“ Außerdem arbeite er gern mit Kindern, gesteht er.

Beigebracht wird: „Teamgeist, Fairplay, Zusammenhalt, Geschicklichkeit mit und ohne Ball, Bewegung mit und ohne Ball.“ Und wie sich vermuten lässt, geht es auch beim Fußball um mehr als Siege. Den TeilnehmerInnen an einem Turnier, die im letzten Sommer leider auf den Pokal verzichten mussten, rät er: „Gucken, woran es gelegen haben könnte, und an diesen Dingen arbeiten, um im anderen Jahr den gewünschten Erfolg zu erzielen. Man kann mit den Kindern zusammen entwickeln, wie man es besser macht.“ Die „überhebliche Art und Weise“ von solchen Spielern, die zwar selber Fehler machen aber andere kritisieren, mag er nicht. Denn seine Schützlinge sind „eigentlich alles Kinder, die neu angefangen haben und selbst lernen müssen. Und sie müssen sehen, dass man sich selber auch berichtigt, wenn man etwas falsch macht.“

Doch der Fußball allein steht auch beim Training nicht immer im Mittelpunkt. „Ein Junge hat mir beim Training erzählt, dass er seine Heimat vermisst. So bekommt man mit, was die Kinder für Bedürfnisse haben, hört zu und versucht, mit guten Ratschlägen zu motivieren und aufzubauen. Daran sehe ich, dass man die Kinder mit solchen positiven Aspekten meiner Arbeit wieder glücklich machen kann, wenn sie gerade traurig sind. Das ist für jedes Kind wichtig. Denn traurige Kinder finde ich schade und machen mich auch traurig.“

Im Sportverein Eintracht 90 Teutschenthal arbeitet Daniel Kutschera seit 2017. Nachdem er sich entschieden hat, dass er nicht mehr in Halle, sondern im Saalekreis trainieren möchte, gab es von dort das beste Angebot. Trainer geworden ist er „durch meinen Vater, der damals beim Polizei-Sportverein war. Die haben einen Trainer gesucht, und so habe ich mit 16 Jahren meine erste Mannschaft mit meinem Vater zusammen übernommen. Meine Spieler waren 16 bis 18 Jahre alt. Als Neuling war das für mich sehr schwer. Aber ich war von den drei Trainern der Mannschaft der erfolgreichste.“ Fußball spielt er aber tatsächlich nur manchmal in seiner Freizeit aus Spaß. „Ich selber habe kaputte Knie und deswegen nie ans Spielen gedacht.“

Kontakt mit einer Einrichtung der AWO Halle-Merseburg hatte Daniel Kutschera schon 2017: „Damals habe ich auch ein paar Kinder geworben, von denen seit 2017 noch ein einziger im Verein ist. Der zählt mit seinen 18 Jahren nun zu meinem Trainerstab, weil er sehr viel von mir gelernt hat. Zusätzlich arbeitet er als Schiedsrichter, verdient sich mit 18 Jahren noch Geld dazu und präsentiert den Verein. Er kommt nicht gerade aus guten Verhältnissen, ich habe ihn aber ein bisschen auf den richtigen Weg geleitet.“

Aus guten Verhältnissen kommen – das weiß, wer in Halle lebt –  auch im Stadtteil Südpark nicht alle Kinder. Wie man trotzdem seine Ziele erreicht, zeigt seit diesem Jahr Daniel Kutschera beim Fußballtraining und eine Menge Spaß bringt er damit auch an den Kirchteich.

Text: Roman Stelzig

Halle, 13.12.2022