Ein Zwerg flitzt übers Dach

Karl soll er heißen, da sind sich die Kinder der Kita „Zwergenhäuschen“ in Merseburg einig. Und „Karl“ will an diesem 22. September hoch hinaus, nämlich ganz hoch aufs Dach der Kita. Dort soll er die Blicke der kleinen und großen Leute auf sich ziehen, die an der Kita vorbeilaufen oder in diese hineingehen.

Apropos „hineingehen“. Dass der Zwerg nicht rein zufällig so auf dem Dach steht – oder besser gesagt „rennt“ – wie er nun mal durch einen Mitarbeiter der Dachdeckerfirma fachgerecht angebracht wurde, erklärt Michael Gehlauf. Als Architekt hat der Mitarbeiter des Gebäude- und Liegenschaftsamtes der Stadt Merseburg nichts dem Zufall überlassen, was Karl, den Zwerg, betrifft. Die Laufrichtung zum Beispiel, die führt in Richtung Eingang der Kita. Der Zwerg macht sich also auf schnellstem Weg zur Kita auf. Der Zwerg selbst wurde ebenfalls sorgsam von Mitarbeitern der Stadt in Absprache mit den Kita-Mitarbeiterinnen ausgewählt. Das erklären Kita-Leiterin Ines Rum sowie der Architekt wie aus einem Munde. Denn es standen noch andere Zwergenmodelle zur Auswahl. Karls Brüder waren jedoch allesamt eher schlafwandlerisch unterwegs, ein bisschen müde und verpennt. Etwas, das so gar nicht auf die Kinder der Kita „Zwergenhäuschen“ zutrifft. Deshalb flitzt Karl auch übers Dach.

Bis die Kinder wieder durchs Zwergenhäuschen flitzen, dauert es noch eine Weile. Etwa bis Spätsommer 2021. „Knapp eine Million Euro werden hier investiert“, sagt Oberbürgermeister Jens Bühligen, der beim feierlichen Zwergeneinzug aufs Kita-Dach dabei war. Davon kommt die Hälfte aus dem Bundesprogramm „Kinderbetreuungsfinanzierung 2017-2020 zum weiteren quantitativen und qualitativen Ausbau der Kindertagesbetreuung“. Der Architekt Michael Gehlauf erläutert, was alles für diese Summe finanziert wird. Das nagelneue Dach zum Beispiel – samt Zwerg – und die Fassade, die wärmegedämmt wird und neue Sonnenschutzeinrichtungen erhält. Auch eine Photovoltaikanlage wird aufs Dach kommen. Die produziert übers Jahr verteilt in etwa so viel Strom, wie die Kita verbraucht.

Auch die gesamte Elektroanlage soll erneuert werden, ebenso Innentüren, Wand- und  Bodenbeläge. Die Sanitäranlagen werden ergänzt bzw. erweitert, die Heizkörper getauscht. Im Inneren finden zudem Umbauarbeiten statt, die die Raumaufteilung verändern. Dadurch entsteht ein neues Kinderrestaurant sowie ein neuer Gruppenraum für 8 zusätzliche Kinder. Im Zuge der Sanierung werden Brandschutzmaßnahmen u.a. mit einer zusätzlichen Stahlfluchttreppe am Balkon realisiert.

Zu Beginn der Bauphase besuchten die Kinder noch das Zwergenhäuschen. Inzwischen sind sie bis zum Ende der Bauarbeiten umgezogen. Die AWO-Kita „Am Weinberg“ hat einen Teil der Kinder aufgenommen. Die anderen sind derzeit im Dorfgemeinschaftshaus in Beuna untergebracht.

Nun heißt es für den letzten verbliebenen Zwerg namens Karl, abwarten bis die fleißigen Handwerker die Kita „Zwergenhäuschen“ umgebaut haben. Und dann werden auch wieder die anderen „Zwerge“ durch die Kita und den Garten flitzen.

Im Moment flitzt nur der Zwerg namens Karl übers Dach der Kita. Aber bald flitzen auch wieder die anderen Zwerge durchs Zwergenhaus