„Prisma & Kristall“ – Filmpremiere im Kino Zazie

Filmpremieren gab es in den letzten Tagen nicht nur auf der Berlinale. Auch Halle konnte mit einer Premiere aufwarten. Im Kino Zazie wurde am 21. Februar 2018 vor vollen Rängen der Film „Prisma & Kristall“ des Filmemachers Robert Dobe gezeigt. Der dokumentarische Kurzfilm entstand im Rahmen des Crystal Box-Projekts. Er zeigt in Interviews die Hürden und Chancen schulischer Suchtprävention auf.

Suchtprävention in Sachsen-Anhalt

Vor Beginn der Filmvorführung gab die Leiterin der Fachstelle für Suchtprävention Saalekreis, Claudia Hammer, eine kurze Einführung in das Projekt Crystal Box und zum Stellenwert der Suchtprävention im Land Sachsen-Anhalt. Sie berichtete, dass im ganzen Bundesland nur zehn Fachkräfte für Suchtprävention arbeiten. Indikator für diese Unterbesetzung könnten die in Sachsen-Anhalt steigenden Raucherzahlen unter jungen Leuten sein, während diese Zahlen bundesweit eher zurückgehen.

Leider musste Claudia Hammer auch das Ende des Crystal Box-Projektes verkünden, das mit Mitteln der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gefördert wurde. Aufgrund der noch laufenden Koalitionsverhandlungen in der Bundesregierung, können solche Fördermittel vorerst nicht weiter vergeben werden.

Warum keine Schockbilder?

Nach der Premiere gab es eine rege Publikumsdiskussion. So vermissten einige Zuschauer abschreckende Bilder von Crystal-Konsumenten im Sinne von „Faces of Meth“. Im Laufe der Diskussion wurde jedoch deutlich, dass Abschreckung keine Wirkung zeigt,  und dass es eher andere Faktoren sind, die Jugendliche vor missbräuchlichem Substanzkonsum schützen – ein Standpunkt, den auch die Interviewpartner*innen im Film vertreten. Was macht Kinder und Jugendliche stark? Wie sieht ein schulisches Umfeld aus, in dem sich Kinder und Jugendliche wohlfühlen? Und das nicht nur im baulichen Sinne, sondern auch im Umgang zwischen Lehrern und Schülern. Antworten auf diese und ähnliche Fragen spielen für eine erfolgreiche Suchtprävention eher eine Rolle, als Schockbilder, in denen sich die jugendlichen Konsument*innen nicht wiedererkennen und die Nichtkonsument*innen völlig absurd erscheinen.

 

Filmemacher Robert Dobe und Claudia Hammer, Leiterin der Fachstelle für Suchtprävention Saalekreis, im Gespräch mit dem Premierenpublikum

Suchtprävention ist kein Nischenthema

Auch das Fehlen der Suchtprävention im Schulgesetz des Landes Sachsen-Anhalt kam im Laufe der Diskussion zur Sprache. Wobei anklang, dass dieses Thema im neuen Schulgesetz thematisiert werden soll. Stephan M. Feller, Professor für Tumorbiologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und einer der Interviewpartner im Film, sprach sich dafür aus, mit dem Thema Suchtprävention stärker an die Medien heranzutreten, um über diesen Weg ein Bewusstsein für die Wichtigkeit dieses Themas in der Politik zu schaffen.

Claudia Hammer machte zum Abschluss der Diskussion deutlich, dass Suchtprävention an Schulen kein Nischenthema ist. Sie berichtete darüber, dass sie in jeder Klasse, mit der sie arbeitet, auf Konsumenten unterschiedlicher Suchtmittel trifft oder auf Kinder, in deren Elternhäusern Substanzen konsumiert werden. Ihre Erfahrungen zeigen ihr, dass in Sachsen-Anhalt wesentlich mehr Personal für die Suchtprävention zur Verfügung gestellt werden müsste, als es im Moment der Fall ist.

„Prisma & Kristall“ wird kein Youtube-Film. Er soll eher in der Arbeit mit Multiplikator*innen und eventuell auch in der Lehrer*innen-Ausbildung eingesetzt werden. Suchtprävention kann nur gelingen, wenn es Menschen gibt, die fachkompetent mit Jugendlichen zum Tabuthema Substanzkonsum ins Gespräch kommen möchten.